Sie tun`s schon wieder

Sie tun`s schon wieder!

Ich sitze hier und schreibe Lieder
Und sie sie tun`s schon wieder
Und zwar mitten im noch kahlen
Geäst des Ahornbaums.
Hier wohnen Elstern, Spatzen, Meisen
Die die Nebelkrähen heißen,
Doch alle hier benehmen sich,
Frühling hin oder her.

Nur meine Nachbarn diese beiden,
die die grauen Federn kleiden,
nur das Ringeltaubenpärchen
tut sich mit der Keuschheit schwer. 

Ich kenne keine Vögel, die so freizügig sind,
Ganz gleich ob hier die Sonne scheint, ob im Gewitterwind.
Die Libido einer Taube, die muss unerschöpflich sein.
Die geben sich der Liebe hin, wie ich dem guten Wein. 

Sie tun`s schon wieder!

Ich sitze hier und schreibe Lieder
Und sie sie tun`s schon wieder
Und zwar mitten im noch kahlen
Geäst des Ahornbaums.
Diese kurze Aufstiegsphase,
Das kühne Flügelschlagen,
Die Gleitstrecke die schräge,
Dieser Balzflug spricht für sich

Schon am Namen dieser beiden,
im Latein kann man sich weiden,
Columba palumbus
Hat erotisches Gewicht. 

Beim Blick aus dem Fenster fällt mir vielerlei ein
Und mich packt der pure Neid, denn es könnt` ständig Frühling sein
Nie werde ich das Leben so federleicht beherrschen
Nie könnt ich mich so tolldreist in Liebesspiele werfen 

Zu lieben wie die Tauben
Kann ein Mensch sich nicht erlauben
Um so was zu erleben
Müsst` er in den Himmel schweben

Weil die kurze Aufstiegsphase,
Das kühne Flügelschlagen,
Die Gleitstrecke die schräge,
Nur einem Engel läge. 

Sie tun`s schon wieder! 

Text: Georg Clementi inspiriert von Die Vögel von Heike Kunert, DIE ZEIT Nr.14 vom 31.03.11
Musik: Tom Reif / Georg Clementi


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